Next: 6.2 Schulen am Internet
Up: Pädagogische Anwendungen des Internet
Previous: Pädagogische Anwendungen des Internet
Dieses Kapitel ist dem Einsatz des Internet im Rahmen des Fernunterrichts gewidmet. Zunächst sind die zentralen Begriffe Distance Learning und Computer Based Training zu definieren und zu erläutern. Anschließend werden Anforderungen an das Schulungsangebot für Fernunterricht formuliert und untersucht, wie gut diese über das Internet erfüllt werden können. Den Abschluß des Kapitels bildet die Vorstellung einiger virtueller Universitäten.
Die grundlegende Idee des Distance Learning (Distance Education, Fernunterricht) besteht darin, Lehrer und Lernenden räumlich und/oder zeitlich voneinander zu distanzieren. D. h., das Lernen findet ,,nicht unter kontinuierlicher und unmittelbarer Supervision eines Lehrers in Unterrichtsräumen (...) statt`` ([209], Seite 20).
Damit sind zahlreiche Vorteile, aber natürlich auch einige Nachteile verbunden (vgl. [3], Seite 29 ff; [12], Seite 5 - 15 ff):
- +
- Durch den Wegfall der Pflicht zur Anwesenheit zu bestimmten Terminen an bestimmten Orten werden Flexibilität und Unabhängigkeit erreicht. Es wird dann gelernt, wenn das Wissen benötigt wird und nicht, wenn der Unterricht es vorschreibt.
- +
- Besonders für Berufstätige wird dadurch die heutzutage für das berufliche Überleben unentbehrliche Weiterbildung enorm erleichtert, da diese ihre Lernzeiten auf den Feierabend oder das Wochenende verlagern können.
- +
- Das Lerntempo kann individuell gewählt werden.
- +
- Der Zwang, auftretende Probleme weitgehend selbständig zu lösen, führt zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff und damit zu nachhaltigerem Lernen.
- +
- Ressourcenprobleme, wie beispielsweise fehlende Räume zur Abhaltung von Seminaren, treten erst gar nicht auf.
- +
- Vor allem im universitären Bereich wird das Personal von der Lehre entlastet und kann sich mehr der Forschung widmen.
- +
- Sowohl von seiten der Lehrer als auch der Schüler entfallen zahlreiche Fahrten zum Ort der Veranstaltung. Neben der so gewonnenen Zeit ist auch der Umweltaspekt zu berücksichtigen.
- +
- Der Zugang zu Aus- und Weiterbildung wird auch Personen, die herkömmliche Veranstaltungen nur schwer besuchen können (z. B. Bewohner entlegener ländlicher Gebiete, Behinderte), wesentlich erleichtert.
- -
- Durch die individuelle Bearbeitung von Lehrstoff und Aufgabenstellungen kommen soziale Kontakte zu Lehrern und Mitschülern kaum zustande. Gerade die Gruppe ist es aber, die oftmals die Motivation wesentlich fördert.
Außerdem verringert sich so die Möglichkeit, die Bereiche der sozialen und kommunikativen Kompetenzen zu verbessern.
- -
- Bei Verständnisschwierigkeiten ist es nicht möglich, unmittelbar den Vortragenden um Klärung zu ersuchen.
- -
- Durch den fehlenden Zwang, zu bestimmten Zeiten zu lernen, ist mehr Eigenverantwortung erforderlich, um die Lernziele rechtzeitig zu erreichen. Dies stellt vor allem für Personen eine Hürde dar, die auch aus dem beruflichen Alltag gewohnt sind, Anweisungen zu erhalten und auszuführen.
- -
- Ein Lehrer könnte den Lehrstoff anschaulicher präsentieren als dies durch die zugesandten Unterlagen möglich ist.
- -
- Persönliche Vorträge könnten relativ leicht aktuellen Entwicklungen und Gegebenheiten angepaßt werden. Gedrucktes oder programmiertes Unterrichtsmaterial für Distance Learning ist hingegen einem langwierigen Prozeß der Überarbeitung und Aktualisierung unterworfen.
Im Rahmen von Distance Learning über das Internet wird versucht, einige der genannten Nachteile auszugleichen oder diese zumindest abzuschwächen. Auf konkrete Möglichkeiten hierfür wird weiter unten eingegangen.
Häufig wird der Begriff des Distance Learning mit jenem des Open Learning verbunden. Dabei übernimmt der Lernende die aktive und führende Rolle in seinem Lernprozeß selbst, indem er angebotene Lernmöglichkeiten nutzt oder nicht. Vorbereitete Lernunterlagen sind in diesem Sinn nicht als Verpflichtung, sondern lediglich als Empfehlung und Angebot anzusehen (vgl. [209], Seite 20).
Unter Computer Based Training (CBT, Computerunterstützter Unterricht) versteht man den Einsatz des Computers als Lernmedium in Form von Trainings- und Lernprogrammen.
Die Palette der meist auf CD-ROM erhältlichen Software reicht dabei von vollständigen CBT-Kursen, die Schritt für Schritt Wissen vermitteln und vertiefen, bis zu reinen Drill & Practice-Programmen, die zuvor anderweitig erworbenes Wissen durch Frage-Antwort-Dialoge überprüfen, z. B. Vokabeltrainer. Als CBT-Software sind darüber hinaus auch Simulationen, die z. B. als Basis von Planspielen häufig im Schulunterricht anzutreffen sind, anzusehen.
Da das Lernen mit dem Computer in den meisten Fällen in Einzelarbeit durchgeführt werden kann, werden CBT-Kurse mit der zunehmenden Verbreitung von PCs in den Haushalten auch als Lernunterlagen im Rahmen des Distance Learning interessant. Von Distance Education über das Internet kann dann gesprochen werden, wenn die Lernprogramme direkt von der Bildungsinstitution auf den eigenen Rechner heruntergeladen oder sogar online (z. B. im WWW) durchgearbeitet werden können.
Auch wenn das Fernstudium mit Hilfe von Online-CBT-Kursen realisiert wird - um den Lernenden auf dem Weg zur Erreichung seiner Lernziele adäquat zu unterstützen, muß die gesamte Organisation des Fernstudiums gewissen Anforderungen genügen.
Die wohl wichtigste Frage betrifft die Aufbereitung des Lehrstoffes hinsichtlich seiner inhaltlichen Struktur und Darbietung. Lernunterlagen sollten unterschiedliche Lernstile unterstützen. Manche Studenten bevorzugen es etwa, sich zunächst einen Überblick über das Sachgebiet zu verschaffen und diesen erst anschließend mit Details zu ergänzen. Andere hingegen präferieren eine serielle, logisch aufgebaute Entwicklung eines Gegenstandes (vgl. [196], Seite 53). Schriftliche Unterlagen können natürlich in diesem Zusammenhang nie die Flexibilität und Offenheit an den Tag legen, die im Sinne einer guten Erlernbarkeit der neuen Inhalte wünschenswert wäre. Ganz besonders auch bei komplexen Inhalten, die durch die Notwendigkeit zahlreicher Querverweise gekennzeichnet sind, stoßen einfache Texte schnell an ihre Grenzen.
Hier kann das dem World Wide Web zugrunde liegende Hypertext-Konzept durch seine Vernetzung kleiner Informationseinheiten wesentlich bessere Dienste leisten (siehe auch Kapitel 3.1.1). Durch geschickte Plazierung von verbindenden Links können sowohl Wege durch das Informationsangebot für unterschiedliche Lerntypen als auch das Aufzeigen komplexer Beziehungen einfach realisiert werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, auch auf externe (nicht im eigenen Informationsangebot enthaltene) Quellen im WWW zu verweisen und so dem Lernenden den komfortablen Zugang zu vertiefenden Informationen zu ermöglichen (vgl. [23], Seite 454).
Probleme, die dadurch aufgeworfen werden, betreffen vor allem das Design des Online-Angebots. Da auf einer Web-Seite stets alle von dieser wegführenden Links zur gleichen Zeit angezeigt werden, wird der Lernende mitunter schnell überfordert sein; es kommt zum lost-in-hyperspace-Syndrom. Es muß daher versucht werden, ein Mittelmaß zwischen freier Navigation und vorgegebener Struktur zu finden. Auch zukünftige Entwicklungen des World Wide Web, die dank Java und CGI-Skripts (vgl. Kapitel 8.7) allmählich greifbar werden, können mitunter zur Lösung dieses Dilemmas beitragen (vgl. [23], Seite 454; [176], Seite 182).
Eine weitere Stärke des World Wide Web ist dessen Multimedia-Fähigkeit (siehe Kapitel 3.1). Durch die grundsätzlich mögliche Einbeziehung nicht nur von Abbildungen, sondern auch von Animationen oder Sprache bzw. Musik ist es möglich, verschiedene Lerntypen (visuell, verbal etc.) anzusprechen (vgl. [209], Seite 23). Wie im Rahmen dieser Arbeit bereits an mehreren Stellen erwähnt wurde, sind diese Möglichkeiten allerdings heute aufgrund mangelnder Übertragungskapazitäten noch nicht vollständig realisierbar. Der zügige Ausbau des Leitungsnetzes - Stichwort Information Highway - läßt jedoch erwarten, daß das Web bald das bevorzugte Medium des Lernens sein wird (vgl. [176], Seite 179).
Zur Überprüfung des Lernerfolgs sind im Fernunterricht stets Kontrollfragen oder Prüfungsaufgaben zu lösen, sowohl zur Selbstkontrolle als auch zur Beurteilung durch den Lehrer. Von der technischen Seite ist es heute kein Problem mehr, solche Aufgaben online, z. B. durch den Einsatz von elektronischen Formularen (vgl. Kapitel 8.7.1), zu stellen. Lange Postwege oder gar persönliche Reisen des Lernenden könnten dadurch weitgehend vermieden werden.
Herkömmliche Formen des Fernunterrichts leiden meist unter mangelnder Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrern und den Lernenden untereinander. Die bisher zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, nämlich Briefwechsel oder Telefonate, sind entweder zu langsam oder zu teuer. Durch das Internet eröffnet sich eine schnelle und trotzdem kostengünstige Alternative: E-Mail. Einerseits können durch die elektronische Post persönliche Nachrichten zwischen allen am Lernprozeß Beteiligten ausgetauscht werden, andererseits besteht sogar die Möglichkeit der Einführung von Diskussionsforen. Auch der sich in letzter Zeit wieder mehr verbreitende Internet Relay Chat (siehe Kapitel 2.3.5) fördert persönliche Kontakte auf einfache Art und Weise. Am Ende dieser Entwicklung stehen virtuelle Lernteams, deren Mitglieder über den gesamten Globus verstreut sind und gemeinsamen Lerninteressen nachgehen (vgl. [176], Seite 184).
Ob und wann diese Visionen tatsächlich realisiert werden können, ist noch ungewiß. Zur Zeit ist wohl die mangelnde Verbreitung des Internet in privaten Haushalten nicht zuletzt aufgrund der immer noch hohen Kosten ein wesentlicher Hemmschuh. Den Abschluß dieses Kapitels bildet daher ein kurzer Überblick über das derzeitige einschlägige Angebot im Internet.
Abhängig davon, ab wann man das Online-Angebot einer Bildungseinrichtung als Distance Learning bezeichnet, ist das derzeitige Angebot im Internet als umfangreich oder dürftig zu charakterisieren.
Im weitesten Sinn können die zahlreichen Homepages von (Universitäts-)Instituten, die zumindest aktuelle Informationen über Lehrveranstaltungen, Adressen oder Sprechstunden enthalten, als Distance Learning aufgefaßt werden (vgl. [132], Seite 60). Interessierte Studenten sparen sich immerhin den Weg zur Universität, wenn sie lediglich den Beginn oder den Raum einer Veranstaltung erfahren möchten.
Zweckmäßiger erscheint jedoch eine wesentlich enger gefaßte Betrachtungsweise. Bereits deutlich weniger Bildungseinrichtungen machen Lernunterlagen (z. B. CBT-Kurse, Skripten) über das Internet zugänglich, die Möglichkeit von Interaktionen zwischen Anbieter und Studenten (z. B. Diskussionsforen, Aufgabenbearbeitung im WWW) ist kaum mehr anzutreffen. So gut wie überhaupt nicht realisiert sind Einrichtungen, die sogar den Abschluß eines gesamten Studiums über das Internet zulassen. Erst dann könnte aber von einem virtuellen Studium gesprochen werden (vgl. [132], Seite 60).
Im Folgenden werden einige Initiativen, die derzeit im World Wide Web anzutreffen sind, kurz vorgestellt. Wie wohl nicht anders zu erwarten ist, handelt es sich dabei hauptsächlich um Pilotversuche und Forschungsprojekte an Universitäten.
- Globewide Network Academy (GNA): Die Globewide Network Academy ist kein Anbieter von Distance Learning im engeren Sinn. Sie versteht sich vielmehr als loser Zusammenschluß von Ausbildungs- und Forschungsinstitutionen, um gemeinsam den Weg in das 21. Jahrhundert zu gehen. ,,We exist in order to provide a central location at which students and teachers can find each other, and to provide administrative support services to aid teachers in teaching`` ([90]). Der von der GNA ihren Mitgliedern angebotene Service umfaßt beispielsweise einen Katalog von online angebotenen CBT-Kursen, Mailing-Listen und Speicherplatz für Kursunterlagen und Texte auf einem Web-Server (vgl. [90]).
- Virtual College: Dieses ist ein Pilotprojekt, das im Frühjahr 1996 in Berlin und Brandenburg gestartet wurde. In Kooperation zwischen dem Institut für Medienintegration, verschiedenen Hochschulen und Universitäten und der Deutschen Telekom wird versucht, Studenten mit Hilfe von ISDN, Datex-J und Internet Studienmaterialien anzubieten und einen elektronischen Dialog zwischen Lernenden und Lehrenden aufrecht zu erhalten. Das Projekt wird von Psychologen und Hochschuldidaktikern begleitet, die vor allem die Entwicklung der sozialen Kontakte beobachten. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sollen für weitere Online-Studienangebote verwendet werden (vgl. [66]).
- Virtuelle Universität - FernUniversität Online: Das im Augenblick bemerkenswerteste Projekt im deutschsprachigen Raum ist die Virtuelle Universität, die im Rahmen der FernUniversität Hagen (BRD) eingerichtet wurde. Im Gegensatz zu den meisten Ansätzen zur Online-Universität beschränkt man sich nicht auf Lehrmaterial, das über das Netz verschickt wird, sondern integriert praktisch alle Funktionen einer virtuellen Universität. Von der Homepage ausgehend, wird der Zugang zu Online-Lehrveranstaltungen, administrativen Funktionen (z. B. Kursanmeldung), einem schwarzen Brett, einem Online-Shop und sogar einer digitalen Bibliothek ermöglicht. Besonders bemerkenswert ist darüber hinaus die Cafeteria, die ein Forum für soziale Kontakte unter den Studierenden darstellt (vgl. [67] und [68]).
Im Wintersemester 1996/97 wurde erstmals ein Virtuelles Seminar an der Virtuellen Universität abgehalten, bei dem mehr als 30 Studierende teilgenommen haben. Der gesamte Seminarablauf von der Themenvergabe der Arbeiten bis zur abschließenden Diskussion wurde dabei über das Internet abgewickelt, wobei E-Mail, Newsgroups, HTML-Präsentationen, Chat und Audio-/Videokonferenzen zum Einsatz kamen. Inhaltlicher Gegenstand der Veranstaltung war das virtuelle Seminar selbst, d. h. die nähere Beleuchtung und Hinterfragung eines Seminars, das fast ausschließlich über das Internet abgewickelt wird (vgl. [69], [70]). - Universitäten München/Regensburg: Von einem virtuellen Seminar als Gemeinschaftsprojekt der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Regensburg berichten NISTOR/MANDL [169]. Das Seminar im Rahmen des Pädagogik-Studiums hatte ebenfalls das Lernen in Computernetzwerken zum Thema, für den Informationsaustausch wurden ausschließlich WWW und E-Mail eingesetzt. Die begleitende Evaluation der Lehrveranstaltung ergab, daß der Umgang mit der Hard- und Software den Teilnehmern im großen und ganzen keine Probleme bereitete, während die vorhandene EDV-Ausstattung und die Kapazität der Netzwerke als unzureichend empfunden wurden. Schwierigkeiten traten eher im Bereich der Orientierung im Internet und der Trennung von brauchbaren und unbrauchbaren Informationen auf. Darüber hinaus erfolgte zwischen den Seminarteilnehmern fast kein kommunikativer Austausch, während der Seminarleiter geradezu mit E-Mails überschüttet wurde. Insgesamt gewannen die Studenten eher Erfahrung im Umgang mit dem Internet als inhaltliche Erkenntnisse zum eigentlichen Seminargegenstand.
- Open University (OU): Die britische Open University ist als herkömmliche Fernuniversität mit jener in Hagen vergleichbar, was die Abwicklung des Studiums betrifft. Man hat jedoch in letzter Zeit damit begonnen, auch das Internet zu integrieren. So sind vereinzelt bereits Kursunterlagen online verfügbar und die Anmeldung zu Veranstaltungen ist seit Herbst 1997 über elektronische Formulare möglich sein. Bemerkenswert ist die Einführung von Tutoren, die einen lokalen Ansprechpartner für die Studierenden darstellen. Diese können ebenfalls über E-Mail erreicht werden (vgl. [58], [60]).
- OnLine Education - The Electronic University: OnLine Education hat ihren offiziellen Sitz in Hong Kong, versteht sich allerdings ähnlich der Virtuellen Universität in Hagen als vollständiger elektronischer Campus. Studenten aus aller Welt wird angeboten, einen akademischen Grad von Zuhause aus zu erwerben, indem ausschließlich von verschiedenen Internet-Diensten Gebrauch gemacht wird. Der Titel wird allerdings von einer realen Partneruni, der University of Paisley in Schottland, verliehen. Besonders auffallend ist, daß jedem Student PC, Modem und Drucker zur Verfügung gestellt werden. Zur besseren Unterstützung der Studierenden werden ebenfalls Tutoren eingesetzt, die jeweils Gruppen von maximal 20 Personen betreuen (vgl. [102]).
- Reykjavic Institute of Education (RIE): Den gewagtesten Ansatz hinsichtlich ,,globaler Universität`` stellt sicherlich das Reykjavic Institute of Education dar. Der offizielle Sitz der Universität ist zwar Reykjavik auf Island, wie die Studenten sind allerdings auch sämtliche Ressourcen über die ganze Welt verstreut. So stehen die Computer des RIE in Texas, Professoren befinden sich etwa in Frankreich, Kalifornien, Dallas oder Washington D.C. Durch die weltweite Ausdehnung unter Nutzung des Internet, so meint man, können Studenten qualifizierte Fachkräfte auch außerhalb einer begrenzten Region in Anspruch nehmen und damit eine besonders fundierte Ausbildung erreichen (vgl. [109]).
Besondere Beachtung verdient auch die Tatsache, daß über das RIE tatsächlich akademische Grade (Bachelor, Master) erlangt werden können; derzeit werden die Studienrichtungen Informatik und Betriebswirtschaft angeboten. In Informatik ist sogar ein Doktoratsstudium eingerichtet (vgl. [109]).
Neben den eben vorgestellten Initiativen, ganze virtuelle Universitäten im Internet zu errichten, existieren zahlreiche kleinere Projekte mit wesentlich bescheideneren Zielsetzungen. Da es sich dabei meist um interaktive Wirtschafts- oder Planspiele handelt, seien im Folgenden zwei dieser Vorhaben beispielhaft vorgestellt:
- DECIDE ist ein Unternehmensplanspiel, das die Reaktionen des Marktes simuliert und dadurch eine realistische Einschätzung der unternehmerischen Entscheidungen in Klein- und Mittelunternehmen ermöglicht. Auf Basis des Internet können weltweit Unternehmen am Spiel teilnehmen und damit helfen, ein realitätsnahes virtuelles Polypol zu schaffen. Das Projekt wird vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität des Saarlandes gemeinsam mit dem Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft in Wien unter Beteiligung zahlreicher Partner durchgeführt und sogar von der Europäischen Union gefördert. Ziel von DECIDE ist es, das strategische Wettbewerbsverhalten von Klein- und Mittelunternehmen in dynamischen Märkten zu stärken (vgl. [94]).
- Strategy ist ein weiteres, in den Vereinigten Staaten programmiertes und vom Helsinki Business College in Finnland geleitetes Simulationsspiel, bei dem in Teamarbeit das Treffen von strategischen Unternehmerentscheidungen geübt wird. Jede der in Finnland teilnehmenden Gruppen von jeweils zwei bis vier Studenten, die gegeneinander antreten, hat ein Partnerteam im Ausland. Die Kommunikation erfolgt dabei über World Wide Web und E-Mail (vgl. [64]).
Eine relativ ausführliche Link-Liste zu Themenbereichen wie Distance Learning, CBT, Asynchronous Learning etc. findet sich unter
http://www.wipaed.uni-linz.ac.at/Lehre/odl/linksodl.htm.
Wie auch immer sich die Zukunft des Distance Learning über das Internet entwickeln mag, ein Gedanke von Joseph Wang, Präsident der Globewide Network Academy, darf nie vergessen werden:
,,The most fundamental thing about education is the sacred bond between a student and a teacher. This was true thousands of years ago. It will be true thousands of years from now. The internet and all the technology in the world will not change this. The only thing that the internet and technology will do is to provide more tools to support and promote this bond`` ([90]).
Next: 6.2 Schulen am Internet
Up: Pädagogische Anwendungen des Internet
Previous: Pädagogische Anwendungen des Internet
Thomas Neurauter
Sun May 3 18:05:51 CEST 1998