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3.2 Browser

 

In diesem Kapitel werden zunächst die grundsätzlichen Aufgaben eines WWW-Browsers erläutert. Anschließend wird ein kurzer Überblick über die aktuelle Marktsituation gegeben. Den Abschluß bildet die Beschreibung der wichtigsten Browser-Funktionsmerkmale.

3.2.1 Aufgaben und Funktion

Ein WWW-Client oder Browser ist ein ,,Programm, mit dem man Daten (WWW-Seiten) von WWW-Servern abrufen und am Bildschirm darstellen kann`` ([174], Seite 301). Damit sind die beiden Hauptaufgaben eines Browsers bereits umrissen: Er muß die Verbindung zum Server initiieren und die Daten von dort mit Hilfe des HTTP (siehe Kapitel 3.3) anfordern. Die empfangenen Dokumente sind in der Beschreibungssprache HTML (siehe Kapitel 3.3) codiert, daher wird die optische Aufbereitung und Darstellung der Information am Bildschirm ebenfalls vom Browser übernommen.

Zusätzlich können moderne Browser in zunehmendem Maße auch als Clients für andere Internet-Dienste verwendet werden, so z. B. zum Zugriff auf FTP- oder Gopher-Server, zum Versenden von E-Mails oder zum Lesen von Newsgroups. Zur Nutzung der jeweiligen Dienste ist gewöhnlich nur die Angabe des entsprechenden URLs (siehe Kapitel 3.1.3) notwendig.

Die Vielfalt des Angebots an Browser-Software wird gerne mit dem Automarkt verglichen. Grundsätzlich haben sie alle denselben Zweck und eine ähnliche Grundausstattung (Basis-Bedienelemente), lediglich in diversen Details und Extras unterscheiden sich die verschiedenen Modelle voneinander (vgl. [38], Seite 35). Bei den WWW-Browsern liegen diese Unterschiede vor allem in der Bedienungsfreundlichkeit, den Extra-Funktionen und der Darstellung der Dokumente am Bildschirm.

Gerade der letztgenannte Unterschied ist für die Entwicklung von Seiten für das World Wide Web von besonderer Bedeutung; man kann nämlich nicht davon ausgehen, daß jeder Browser die übertragene Information in exakt gleicher Art und Weise am Bildschirm anzeigt. Somit kann ein für einen bestimmten Browser optisch liebevoll gestaltetes Dokument durch einen anderen Client ein mehr oder weniger differentes Erscheinungsbild erhalten.

Aktuelle Marktübersicht

Der Browser, mit dem alles begann, ist Mosaic, der am NCSA (National Center for Supercomputing Applications) in Illinois entwickelt wurde. Die Tatsache, daß NCSA Mosaic lange Zeit über das Internet kostenlos zu beziehen war, hat zweifellos wesentlich zum raschen Erfolg des World Wide Web beigetragen (vgl. [174], Seite 53).

Heute wird der Weltmarkt allerdings (noch) vom Netscape Navigator beherrscht, der derzeit für zahlreiche Betriebssysteme in der Version 4.04 vorliegt. Die Firma hat es durch ein hohes Innovationstempo und geschickte Distributionspolitik (z. B. kostenlose Verteilung an Schulen und Universitäten in aller Welt) geschafft, fast 90 % Marktanteil zu erringen. Derzeit wird dem Navigator allerdings vom Internet Explorer der Firma Microsoft der Kampf angesagt. Der Marktanteil des Navigators beträgt heute fast 70 %, jener des Internet Explorers liegt etwas unter 27 % (vgl. [122]).

Vor allem in den Vereinigten Staaten ist zwischen Netscape und Microsoft eine regelrechte Schlammschlacht um die Vorherrschaft auf dem Browser-Markt entbrannt. Jede Seite versucht, durch den Einbau spezieller Features (Erweiterung der Funktionalität) die Anwender auf ihre Seite zu bringen und an sich zu binden. Zusätzlich werden zahlreiche Kooperationsverträge mit anderen führenden Hard- und Software-Herstellern geschlossen, um auch auf diesem Weg Marktanteile zu sichern. Natürlich werden darüber hinaus - wie in den USA üblich - bereits die ersten Prozesse vor Gericht geführt (vgl. [36], Seite 96 ff). Ein führendes amerikanisches Multimedia-Magazin warb bereits auf seiner Titelseite mit dem Hinweis ,,BONUS: No Netscape vs. Microsoft stories in this issue¡` ([168]).

3.2.3 Typische Funktionen eines Browsers

 

Als Abschluß dieses Kapitels werden die typischen Funktionen eines WWW-Browsers anhand des Netscape Navigators 3.0 vorgestellt (vgl. auch [38], Seite 38 ff). Abbildung 3.2 zeigt dessen Menü- und Symbolleisten. Wir haben uns aus Verbreitungs- und Ressourcenfreundlichkeitsgründen für die Version 3.0 und nicht für die aktuelle Version 4.04 entschieden.

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Abbildung:  Menü- und Symbolleisten des Netscape Navigators 3.0

Die wichtigste Funktion ist wohl die Angabe des URLs des Dokuments, das geladen werden soll. Dies kann der Benutzer selbst durch Eintragen im Feld Location erledigen. Durch das Drücken der Return-Taste wird der Ladevorgang gestartet. Denselben Effekt hat ein Mausklick auf einen Link - in Netscape meist in blauer oder violetter Schriftgif und unterstrichen oder durch eine entsprechende Grafik dargestellt. Der aktive Ladevorgang wird durch einen Kometenschauer im Netscape-Symbol symbolisiert.

Netscape hat die angenehme Eigenschaft, daß auch während des Ladevorgangs der bereits verfügbare Teil des Dokuments angezeigt wird. Um den Ladevorgang dennoch zu beschleunigen, kann mittels des Befehls Auto Load Images aus dem Options-Menü das zeitaufwendige Laden der Grafiken unterbunden werden. Durch einen Mausklick auf die entsprechende Schaltfläche Images werden diese natürlich nachgeliefert. Generell kann jeder Ladevorgang (z. B. wenn er dennoch zu lange dauert) durch den Stop-Knopf abgebrochen werden.

Um den im Hyperspace zurückgelegten Weg von Link zu Link später nachvollziehen und bei Bedarf rasch an einen früheren Punkt der Reise zurückkehren zu können, wird eine History-Liste geführt. Diese kann über das Go-Menü aufgerufen werden. Die Rückkehr zum jeweils unmittelbar vorhergehenden Dokument ist mit Hilfe des Back-Knopfes möglich, Forward hat die gegenteilige Funktion.

Bestimmte, häufig besuchte URLs können als Bookmark (Lesezeichen) auch über mehrere Sitzungen hinweg gespeichert und später einfach durch Auswahl im Bookmarks-Menü geladen werden. Ein Mausklick auf den Home-Knopf führt stets zur Homepage. Diese wird unter dem Options-Menüpunkt General Preferences eingetragen und bei jedem Start von Netscape automatisch geladen. Im Intranet der Universität Linz (Infoterminals) beispielsweise ist als Homepage der URL http://www.udion.uni-linz.ac.at eingetragen (vgl. [116]).

Viele Browser verfügen über einen Cache. In diesem Speicherbereich auf der Festplatte werden häufig besuchte Dokumente (z. B. die Homepage) lokal zwischengespeichert, dadurch entfällt das zeitaufwendige und ressourcenbelastende Laden über das Internet. Wünscht man eine Aktualisierung eines solchen HTML-Dokuments durch direkten Zugriff auf den WWW-Server, so kann dies mit Hilfe des Reload-Knopfes bewerkstelligt werden.

Die Aufgabe des Print-Knopfes ist es, das gerade am Bildschirm angezeigte Dokument zu Papier zu bringen. Dabei wird aufgrund unterschiedlicher Bildschirmauflösung und Papierformate die Optik des Ausdrucks (z. B. Zeilenumbrüche) kaum jener am Bildschirm entsprechen. Soll das aktuelle Dokument nur auf Diskette gesichert werden, bietet sich der Befehl Save as im File-Menü an. Dabei kann zwischen den Speicherformaten Source-Dokument (mit HTML-Tags, siehe Kapitel 9), Plain Text (Text ohne Formatierungen) und oft auch RTF (Rich Text Format, Text mit Formatierungen) gewählt werden. Ein großer Nachteil beim Speichern ist die Tatsache, daß lediglich das HTML-Dokument, also der angezeigte Text, nicht aber die angezeigten Grafiken gesichert werden. Diese Aufgabe muß man anschließend für jede Grafik einzeln händisch erledigen. Zusätzlich ist zu beachten, daß gerade Bilder aus urheberrechtlichen Gründen ohnedies nicht einfach vom Netz geladen und weiterverwendet werden dürfen (siehe dazu auch den Exkurs auf Seite gif).

Last but not least sind zwei weitere interessante Befehle im Menü View zu finden: Document Source und Document Information. Ersterer zeigt den Quelltext, also die HTML-Zeichen des gerade aktuellen Dokuments an. Letzterer liefert verschiedene Merkmale des Dokuments, z. B. dessen Größe und eine Liste aller eingebundenen Grafiken.


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Thomas Neurauter
Sun May 3 18:05:51 CEST 1998