Audio (Sound) und Video bzw. Animationen stecken derzeit im Rahmen des WWW noch in den Kinderschuhen, vor allem wegen deren erheblicher Dateigröße. Ein weiteres Problem ist der immer noch fehlende plattformübergreifende Dateiformat-Standard. Darüber hinaus kann heute bei weitem nicht davon ausgegangen werden, daß alle Internet-Benutzer über die notwendige Hardwareausstattung verfügen, z. B. Soundkarten oder eine entsprechend gute Grafikfähigkeit des Systems. Wird dennoch Audio oder Video via WWW angeboten, sollten zumindest die folgenden Richtlinien beachtet werden.
Wie schon so oft, ist auch in diesem Fall die lange Übertragungszeit die Begründung für die vorliegende Empfehlung. Kleine Audio-Dateien als Hintergrundmusik sind mitunter gerade noch vertretbar, Videosequenzen hingegen erreichen schnell eine Größe von mehreren Megabytes und sollten daher keinesfalls direkt in ein Dokument eingebunden werden. Der beste Weg zur Darbietung von Video im WWW ist der Einsatz des Thumbnail-Prinzips (siehe Kapitel 10.5): ein einzelnes typisches Bild aus dem Film wird als Grafik-Link dargestellt und überläßt so dem Benutzer die Entscheidung, ob er die mitunter lange Wartezeit für den Download in Kauf nehmen möchte (vgl. [151], Seite 299 f).
Im Bereich von Audio sind die vier maßgeblichen Parameter der Dateigröße die Samplingrate, die Bit-Auflösung, die Mono/Stereo-Entscheidung und die Länge des Sounds. Die Samplingrate gibt an, wie oft in der Sekunde der Ton gemessen wird bzw. sich ändern kann, er ist damit mit der Auflösung (dpi) einer Grafik vergleichbar. Im Internet ist eine Samplingrate von 22 kHz vollkommen ausreichend. Die Bit-Auflösung entspricht der Farbtiefe einer Grafik, sie bestimmt also die Anzahl der möglichen verschiedenen Töne. Audio-CDs werden z. B. mit 16 Bit aufgenommen, im WWW sollte der Wert auf 8 Bit wie bei Grafiken halbiert werden. Stereo bedeutet zwei unabhängige Kanäle und damit doppelten Speicherbedarf wie Mono. Der wichtigste Parameter der Dateigröße ist die Länge. Der Klang sollte natürlich auf das Wesentliche reduziert und von überflüssigen Pausen und Geräuschen befreit sein. Diese Empfehlung kann analog auf Videosequenzen übertragen werden. Zusätzlich sollte die Bildrate, angegeben in fps (frames per second, Bilder pro Sekunde), 15 fps nicht übersteigen. Videos werden außerdem gewöhnlich in einem eigenen Fenster angezeigt, dessen Größe von maximal 320 * 240 Pixeln im Normalfall ausreichen sollte (vgl. [205], Seite 200 ff und 233 f).
Leider hat sich im Bereich von Audio und Video bisher kein allgemein gültiger Standard im World Wide Web etabliert wie beispielsweise GIF und JPG bei Grafiken. Dennoch können heute eine Vielzahl unterschiedlicher Formate von den gängigen Browsern, meist mit Hilfe von Helper Applications (= kleine Hilfsprogramme, die bereits mitgeliefert werden), abgespielt werden. Einen Überblick über derzeit übliche Audio- und Videoformate gibt Tabelle 8.3 auf Seite . Guter Web-Etikette entspricht es außerdem, im Link zum Sound oder Video neben der Dateigröße auch einen Hinweis auf deren Format zu geben (vgl. [205], Seite 194).
Die in diesem Kapitel genannten Empfehlungen und Tips zum Web-Design sind generell auf jede Art von Web-Präsentation anzuwenden, ganz gleich, ob es sich um die Site eines Unternehmens, einer Non-Profit-Organisation, Universitätsabteilung, Schule oder Privatperson handelt.
An den Abschluß dieses Kapitels wollen wir - gleichsam als Zusammenfassung - die Aussage einer professionellen Web-Designerin stellen: Sabine MESSNER, die Senior Designerin des amerikanischen Online-Maganzins HotWired, sagte in einem Interview mit dem Standard:
,,Wichtig ist, daß man sich an eine Seite erinnern kann und sofort erkennt, worum es geht und was zu erwarten ist.`` Und ihre Schlußfolgerung: ,,Ein gutes Web-Design ist primitiv¡` ([202])