Auch im World Wide Web ist das geschriebene Wort noch der Hauptlieferant von Information. Da aber gerade am Bildschirm seitenlange Texte besonders schlecht zu lesen sind und das Auge rasch ermüden lassen, sind einige grundlegende Gestaltungshinweise zu beachten.
Wie bereits im Kapitel 2.3.4 im Rahmen der Netiquette erwähnt wurde, sollte nur wirklich notwendige Information über das Internet übertragen werden. Diese Richtlinie gilt natürlich auch für die Texte in Web-Dokumenten. Lange Textpassagen sind gerade am Bildschirm besonders schwer zu lesen und belasten die Augen. LEMAY drückt diesen Sachverhalt pointiert aus:
,,Solange Sie nicht das Große Abendländische Web-Epos schreiben, werden Ihre Leser Ihre Seite nicht aufsuchen, um sich liebevoll bei Ihren Worten aufzuhalten.`` Sie empfiehlt statt dessen, ,,so klar und prägnant zu schreiben, wie Sie können, Ihre Gesichtspunkte zu benennen und dann aufzuhören.`` ([150], Seite 239)
Die gleiche Empfehlung gilt natürlich auch für Überschriften. Sie sollten bei der Darstellung im Browser möglichst nicht auf mehrere Zeilen umgebrochen werden (vgl. [200], Seite 164).
Hervorhebungen haben die Aufgabe, die Aufmerksamkeit auf besonders wichtige Inhalte zu lenken. Werden Sie übertrieben eingesetzt, verfehlen sie ihren Zweck. Aufgrund der ohnedies schon problematischen Lesbarkeit von Text am Bildschirm ist bei Online-Dokumenten ganz besondere Vorsicht geboten. So sollten kursive und blinkende Wörter möglichst vermieden werden, ebenso wie der Einsatz von BLOCKBUCHSTABEN, da diese das Wiedererkennen der Worte erschweren. Fettdruck hingegen ist erlaubt. Auch Hotwords (Links) können aufgrund ihrer meist anderen Farbe und der Unterstreichung als Hervorhebungen aufgefaßt werden. Mit Ausnahme von Überschriften sollte auf zentrierten Text ebenfalls weitgehend verzichtet werden, da ihm das Auge schwer folgen kann (vgl. [21], Seite 81; [150], Seite 242). Manchmal wird zudem empfohlen, logische Textauszeichnung anstelle der physischen einzusetzen. Die Verwendung der tags <EM>...</EM> und <STRONG>...</STRONG> statt <I>...</I> und <B>...</B> (siehe Kapitel 8) überläßt dem Browser die endgültige Darstellung der wichtigen Wörter und schafft damit mehr Flexibilität (vgl. [200], Seite 160).
Eigentlich sollte man diesen Hinweis als Selbstverständlichkeit ansehen, doch warum sollte es im World Wide Web um Rechtschreibung und Grammatik besser bestellt sein als in den herkömmlichen Medien? So wie ein Buch oder ein Artikel für eine Zeitschrift vor der Veröffentlichung Korrektur gelesen wird, sollte man auch HTML-Dokumente einer letzten Kontrolle unterziehen, bevor sie der Netzgemeinde zugänglich gemacht werden. Übrigens - andere Leute entdecken die eigenen Fehler oft besser (vgl. [150], Seite 244).
Grundsätzlich ist HTML eine Strukturierungs- und keine Layout-Sprache - die Wahl der Schrift für die Anzeige am Bildschirm sollte daher die Angelegenheit des Browsers sein. Dennoch bürgert es sich immer mehr ein, daß Web-Designer mit Hilfe des <FONT>-tags dem Web-Dokument auch eine bestimmte Schriftart und -größe mit auf den Weg geben. Da der Browser bei der Anzeige auf die Ressourcen des Rechners des Lesers zurückgreift, kann es zu unschönen Ergebnissen führen, wenn dieser die gewünschte Schriftart nicht installiert hat. Daher sollte man sich - wenn schon unbedingt die Schriftart bestimmt werden muß - auf gängige Fonts beschränken. Typische Beispiele sind Times für Fließtext und Arial bzw. Helvetica für Überschriften (vgl. [151], Seite 148 und Seite 183).