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Am Beispiel der Lehrpläne von Handelsakademie und Handelsschule

tex2html_wrap4493 Handelsakademie und Handelsschule

In den Lehrplänen wird der Internet-Einsatz nie wörtlich erwähnt oder gar vorgeschrieben. Jedoch finden sich unter den allgemeinen Bildungszielen folgende Punkte, welche den Internet-Einsatz (allgemein, daher auch in Übungsfirmen) befürworten bzw. sogar verlangen:

5.1.1 Allgemeine Bildungsziele

 

,,Der Absolvent einer Handelsakademie soll (...)

Der Lehrplan der Handelsschule ist in den betreffenden Punkten dem obigen Zitat ähnlich, Handelsschüler müssen die Information jedoch nicht selbständig beschaffen können.

Das Internet kann von einem Unternehmen als Hilfsmittel zur Absatzförderung, Auftragserfassung, Zahlung, physischen Distribution, Kundendienst und Kontaktpflege, Personalmanagement usw. eingesetzt werden (vgl. [4], Seite 171 ff).

Wir befinden uns im Wandel von einer Industriegesellschaft zu einer Informationsgesellschaft (vgl. [41], Seite 7, vgl. auch [134], Seite 11 und vgl. [139], Seite 51). Weltweit gibt es zwischen 100.000 und 300.000 Zeitschriften, das ergibt ca. 3 - 10 Millionen Aufsätze pro Jahr. Allein von Wissenschaftlern werden ca. 7000 Arbeiten täglich produziert. Die Informationsgesellschaft produziert aber nicht nur diese Menge an Informationen, sie speichert sie wie in einem globalen Gedächtnis und macht sie durch vernetzte Computer verfügbar (vgl. [27]).

Unbestritten ist daher auch, daß das Internet als Medium für Informationsbeschaffung bzw. für Informationsaustausch eine dominierende Rolle spielt, die sich sicher noch stärker herausbilden wird. (vgl. [1], Seite 399)

Um die unübersehbare Fülle an Informationen vernünftig gebrauchen zu können, ist es notwendig zu lernen, vernetzt zu denken und zu suchen bzw. die geeigneten Werkzeuge benutzen zu können (vgl. [161], Seite 10).

Didaktische Grundsätze

In den didaktischen Grundsätzen finden sich folgende Kriterien zur Auswahl des Lehrstoffes:

Der Lehrplan der Handelsschule ist an dieser Stelle deckungsgleich dem Lehrplan der Handelsakademie.

Das Internet spielt in der Praxis (besonders in spezifischen Branchen) schon heute eine immer bedeutendere Rolle (siehe auch Kapitel 4).

Auch dem Kriterium der Aktualität entspricht das Internet. Dies kann mühelos durch einen Blick in neuere Ausgaben von fachspezifischen Zeitschriften bzw. Publikationen nachgeprüft werden: Internet, Multimedia, vernetztes Lernen sind seit einiger Zeit dominante Dauerthemen.

Ob es nun die verbotenen Bereiche, die unüberschaubare Fülle an Informationen, die Grenzenlosigkeit oder die Neuheit des Mediums sind: Kein anderes Lehrmedium vermag die Interessen der Schüler so zu wecken wie das Internet. Bereits Kinder im Volksschulalter sind in virtuellen Kinderspielplätzen zu finden (vgl. [177], Seite 156).

Ein weiterer Absatz im Lehrplan der Handelsakademie verlangt geradezu nach einem Einsatz des Internet im Unterricht (wortgleich im Lehrplan der Handelsschule):

,,Die raschen Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur erfordern, daß der Lehrer die sein Fachgebiet betreffenden Entwicklungen ständig beobachtet und den Lehrstoff sowie seine Unterrichtsmethoden, deren Wahl und Anwendung unter Beachtung der Erreichung des Bildungszieles ihm grundsätzlich freigestellt sind, dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Praxis anpaßt`` ([20], Seite 6584).

Im Lehrplan der Handelsakademie findet sich in den didaktischen Grundsätzen und auch in der Lehrstoffverteilung noch ein Hinweis auf eine geforderte Beteiligung bzw. Teilnahme am internationalen Übungsfirmenmarkt (vgl. [20], Seite 6588).

Diese findet neben den internationalen Übungsfirmenmessen auch in internationalen Projekten statt. Ein eigenes Projekt der Europäischen Union SIMUPRISE (=SIMUlated EnterPRISE) beschäftigt sich mit den Aktivitäten der Übungsfirmen im Internet. In diesem Projekt wird über die verstärkte Nutzung des Internet in Übungsfirmen beraten, und Modelle zur Integration der Möglichkeiten werden ausgearbeitet (vgl. [11], Seite 10). Dies wird mit Hilfe der folgenden Methoden zu erreichen versucht:

Im Lehrplan verlangt wird auch eine ,,Bearbeitung fächerübergreifender Projekte`` sowie eine ,,wirksame Koordination der Unterrichtsgegenstände unter Ausnützung aller Querverbindungen`` ([20], Seite 6585).

Neben einer naheliegenden Kombination des Übungsfirmenunterrichts mit dem Fremdsprachenunterricht gibt es auch bekannte Projekte wie G.R.E.E.N., Kids Network und Global Lab, in denen ökologische Probleme in Kooperation bearbeitet werden. (vgl. [189], Seite 9) Solche ökologischen Projekte sind auch ganz im Sinne einer geforderten positiven Einstellung der Schüler dem Umweltschutz gegenüber (vgl. [20], Seite 6584).

5.1.3 Lehrstoffverteilung

Auch in der Lehrstoffverteilung findet sich der Hinweis (wortgleich im Lehrplan der Handelsschule), daß die Arbeit im betriebswirtschaftlichen Zentrum in branchenspezifischen Bereichen ,,unter Einsatz der in der Praxis verwendeten Büro-, Informations- und Kommunikationstechnologien`` ([20], Seite 6604) zu erfolgen habe.

Wie man aus den obigen Ausführungen ersehen kann, wird der Einsatz von Internet im Schulunterricht allgemein und auch im speziellen im Übungsfirmenunterricht im Lehrplan nicht wörtlich erwähnt. Aus den oben zitierten Textstellen tritt eine Notwendigkeit bzw. eine Legitimation desselben jedoch klar hervor.


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Thomas Neurauter
Sun May 3 18:05:51 CEST 1998